Auf dem Wohnungsmarkt gilt das übliche Regelwerk anderer Warenmärkte von Angebot und Nachfrage für die Preisbildung nur eingeschränkt. Die Stadt Berlin ist zu groß und ihre Wohnviertel sind nach Lagegunst und Gebäudebestand zu differenziert, als das sie einen gesamtstädtischen Wohnungsmarkt bildet. Berlin sind viele Wohnungsmärkte. Anfang der 2000er Jahre gab es in den östlichen Großsiedlungen erheblichen Leerstand und die Mieten stagnierten dort, während gleichzeitig in der östlichen Innenstadt die Kauf- und Mietpreise dynamisch stiegen. Deshalb ist auch der Gedanke, mit massenhaft zusätzlichem Geschosswohnungsbau in Großsiedlungen am Stadtrand die Mietpreisentwicklung in begehrten Altbauquartieren in der Innenstadt zu stoppen, vollkommen irrig. Im Gegenteil: Ein Angebot von Sozialwohnungen am Stadtrand wird mitunter zum Beschleuniger der Verdrängung von einkommensschwachen Mieterhaushalten aus der Innenstadt. Das ist keine neue Erkenntnis, sondern eine bereits vielfach gemachte Erfahrung in kapitalistischen Großstädten.