Der städtebauliche Grundsatz der Priorität der städtischen Innenentwicklung vor einer Ausweitung der Siedlungsfläche wird von Investoren und Politikern, die wirtschaftlich an einer Verdichtung innerstädtischer Wohngebiete interessiert sind, dogmatisch zur hohlen Phrase entleert, um sozial und ökologisch unverträgliche Bauvorhaben gegen Kritik abzuschirmen und gegen vielfältige Widerstände durchzusetzen. Das Prinzip Innenentwicklung vor Außenentwicklung ist ein ökologisch sinnvoller Grundsatz, allerdings kein Dogma, mit dem auch nur ein einziges Bauvorhaben begründet werden kann.
Jedes Verdichtungsvorhaben muss sich aus den konkreten Bedingungen ökologisch und sozial begründen. Es sollte behutsam, umsichtig und maßvoll den bestehenden urbanen Bebauungszusammenhang in seiner Qualität weiterentwickeln. Wir haben in den letzten Jahren aber sehr häufig die Erfahrung machen müssen, dass die Verdichtungsvorhaben rücksichtslos gegenüber der Qualität der urbanen Lebenswelt von Menschen, Tieren und Pflanzen sind. Die festgestellte Klimanotlage und die erforderliche Klimaresilienz bilden Rahmenbedingungen, die nicht hintergehbar sind.
Ökologisch und sozial nachhaltige Neubaupolitik heißt auch, die Wohngebiete des sozialen Wohnungsbaus zu bewahren, deren Wohn- und Lebensqualität vor allem in den großen Grün- und Freiflächen um die Wohngebäude und deren Wechselwirkung begründet liegen. Die seit einigen Jahren von Geisel & Genossen mit den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften verfolgte „Nachverdichtungskampagne“ missachtet rücksichtlos diese Qualitäten in preisgünstigen Wohnlagen, in denen vor allem Berliner und Berlininneren mit geringen und mittleren Einkommen wohnen. Die allein auf Masse fixierte unsoziale und unökologische Wohnungsneubaupolitik muss gestoppt werden. Bauen, Bauen, Bauen, ist engstirnig und ruiniert die Lebensqualität Berlins.